

Es war eine der bedeutendsten Änderungen beim Führerschein in den letzten Jahren – ein Vorteil für Millionen von Autofahrern –, doch nun soll sie wieder abgeschafft werden: Pkw-Führerscheininhaber könnten wohl bald mit der Einschränkung ihrer Fahrmöglichkeiten konfrontiert sein.
Die Kosten für den Besitz eines Autos in Deutschland steigen stetig: Die Kraftstoffpreise steigen, Millionen von Autofahrern müssen demnächst mehr für ihre Kfz-Versicherung zahlen, und es werden neue, strengere TÜV-Anforderungen diskutiert. Viele Autofahrer suchen daher nach günstigeren Alternativen und freuen sich, dass ihr Pkw-Führerschein – mit sehr geringem Aufwand – bereits eine alternative Berechtigung beinhaltet: das Fahren von Leichtkrafträder – Motorroller und Motorräder mit einem Hubraum von weniger als 125 ccm – eine flinke Alternative zum Auto, die günstig in der Anschaffung und im Unterhalt ist und sich leicht parken lässt.
Doch damit könnte jetzt bald Schluss sein: Laut der Deutsche Verkehrswacht (DVW) hat sich die Einführung der B196-Regelung, die dies ermöglicht hat, als großer und äußerst gefährlicher Fehler herausgestellt. Sie fordert, dass die Regelung unverzüglich abgeschafft wird!
Der B196 Führerschein wurde 2020 in Deutschland eingeführt und ermöglicht Besitzern eines regulären Pkw-Führerscheins (Klasse B), nach Teilnahme an einer speziellen Fahrerschulung ohne zusätzliche Prüfung Leichtkrafträder der Klasse A1 (bis 125 cm³ und max. 11 kW/15 PS) zu fahren. Vorausgesetzt werden ein Mindestalter von 25 Jahren sowie fünf Jahre Besitz der Klasse B. Die Schulung umfasst neun Unterrichtseinheiten von je 90 Minuten, halb Theorie, halb Praxis, und endet ohne schriftliche oder praktische Prüfung.
Weitere Details bietet die bussgeldkatalog.org.
| Voraussetzung | Beschreibung |
|---|---|
| Mindestalter | 25 Jahre |
| Vorbesitz Klasse B | mindestens 5 Jahre |
| Fahrerschulung | 9 Unterrichtseinheiten (Theorie & Praxis), keine Prüfung |
| Erlaubte Fahrzeuge | Leichtkrafträder bis 125 cm³, max. 11 kW |
Die Eintragung erfolgt durch Vorlage einer Teilnahmebescheinigung bei der zuständigen Führerscheinstelle. Weitere Prüfungen, wie Sehtest oder Erste-Hilfe-Kurs, sind nicht notwendig. Der B196 ist keine vollwertige Motorradfahrerlaubnis (A1), sondern eine Erweiterung des PKW-Führerscheins, die nicht auf höhere Motorradklassen erweitert werden kann.
Mit Blick auf die Verkehrssicherheit sieht die Deutsche Verkehrswacht (DVW) erhebliche Probleme. Schon bei der Einführung kritisierten Experten den geringen Umfang der Schulung und das Fehlen einer abschließenden Prüfung in Relation zum hohen Unfallrisiko im Zweiradbereich. Laut DVW haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Anzahl von Unfällen mit Fahrern, die das B196 Upgrade absolviert haben, signifikant gestiegen ist. Besonders Fahrer, so die DVW, unterschätzen oft die Herausforderungen des Fahrens mit Zweirädern. Die Folge: Ein erschreckender Anstieg der Unfälle um 59 Prozent.
Weitere kritische Stimmen und Zahlen finden sich bei FOCUS Online.
Experten aus der Verkehrspolitik und Unfallforschung fordern eine Anpassung der Anforderungen, darunter eine verpflichtende Prüfung und ein intensiveres Fahrsicherheitstraining. DVW-Präsidentin Kirsten Lühmann, ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere Polizeibeamtin, setzt sich stark für die Einführung strengerer Kontrollen sowie die mögliche Überführung in den regulären A1-Führerschein und eine höhere Verbindlichkeit von Praxistraining. Dinge, die „wir mit einem Wochenendkurs nicht erreichen können“. Ein zentrales Argument ist zudem, dass die aktuelle Regelung im Widerspruch zur Straßenverkehrsordnung steht und den Zielen der Verkehrssicherheit zuwiderläuft.
Für viele Pkw-Führerscheininhaber ist der B196 Führerschein eine attraktive Möglichkeit, kostengünstig und ohne komplizierte Prüfung in die Welt des Motorradfahrens einzusteigen. Aus persönlicher Sicht berichten zahlreiche Nutzer von einer hohen Zufriedenheit mit der schnellen Handhabung und der Flexibilität im Alltag. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass gerade Anfängern auf Leichtkrafträdern das nötige Bewusstsein für Gefahren fehlt. Hierbei kann ein ergänzendes Fahrsicherheitstraining die wichtigsten Grundlagen vermitteln und die Unfallgefahr deutlich senken.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Motorradversicherung. Schon bei kleinen Motorrädern und Rollern zeigen sich Unterschiede in den Tarifen, abhängig von Alter, Fahrerfahrung und gewähltem Ausbildungsgang. Versicherer berichten, dass sich die Schadenszahlen für B196-Inhaber deutlich erhöht haben. Das schlägt sich inzwischen auch auf die Prämien nieder – einige Gesellschaften verlangen höhere Beiträge für diese Gruppe.
Rechtlich basiert der B196 Führerschein auf der Fahrerlaubnisverordnung (§ 6b FeV). Neu ist, dass die EU am 25.03.2025 einen Beschluss gefasst hat, der die Gültigkeit des B196 über Deutschland hinaus auch europaweit ermöglichen soll. Die deutsche Verkehrspolitik steht damit vor einer zentralen Richtungsentscheidung: Bleibt die Regelung bestehen und wird ausgebaut, oder kommt es nach wenigen Jahren tatsächlich zur Abschaffung im Sinne der Verkehrssicherheit?
Die DVW verweist darauf, dass eine europaweite Anerkennung das Problem verschärft, wenn nicht gleichzeitig die Anforderungen angehoben werden. Anpassungen der Führerscheinrecht-Vorgaben und veränderte Richtlinien im Sinne einer modernen Straßenverkehrsordnung seien dringend notwendig. Die Bundesregierung hat die Reform der Führerscheinrichtlinie bis Ende 2026 beziehungsweise spätestens 2030 umzusetzen, wenn europaweit einheitliche Regeln gelten sollen.
Mehr zu den aktuellen rechtlichen Änderungen beim Führerschein findet sich auch beim ADAC.
| Kriterium | A1-Führerschein (vollwertig) | B196-Erweiterung |
|---|---|---|
| Alter | ab 16 Jahren | ab 25 Jahren |
| Prüfung | Theorie & Praxis (TÜV/Dekra) | Keine Prüfung |
| Erweiterung auf A2/A möglich | Ja | Nein |
| Gültigkeit in der EU | Ja | Bald Ja (Beschluss 2025, Umsetzung offen) |
Gerade für Umsteiger vom PKW auf das Motorrad empfiehlt sich dringend die Teilnahme an einem ausführlichen Fahrsicherheitstraining. Erfahrungsberichte betonen, dass das Fahrgefühl auf Leichtkrafträdern komplett anders ist als im Auto – ein plötzlicher Kontrollverlust und schwierige Straßenverhältnisse werden oft unterschätzt. Die Teilnahme an angebotenen Trainings und die gründliche Beschäftigung mit den Grundlagen der Zweiradtechnik können helfen, typische Anfängerfehler zu vermeiden.
Weitere Tipps aus Erfahrungswerten:
Mit Blick auf eine mögliche Abschaffung des B196 Führerscheins bleibt die Entwicklung spannend. Die aktuellen Unfallstatistiken sprechen aus Sicht vieler Experten und der Deutschen Verkehrswacht für ein Ende der vereinfachten Regelung zugunsten einer höheren Verkehrssicherheit. Entscheidend wird sein, ob die politische Diskussion zu strengeren Anforderungen, einer Prüfpflicht und intensivierten Trainings führt – und wie die EU-weite Vereinheitlichung letztlich ausgestaltet wird.