2022 war für deutsche Autofahrer wohl das „teuerste Tankjahr aller Zeiten“, so der ADAC, aber auch 2025 wird ziemlich teuer. 2026 wird es voraussichtlich noch schlimmer, da die geplante Erhöhung der CO2-Steuer zu einem spürbaren Anstieg der Spritpreise führen dürfte. Was viele Autofahrer derzeit jedoch am meisten ärgert, sind die Preisunterschiede nicht nur zwischen den verschiedenen Tankstellen, sondern auch zu unterschiedlichen Zeiten.
Anfang dieses Jahres änderten deutsche Tankstellen laut Bundeskartellamt ihre Kraftstoffpreise etwa 18 Mal am Tag, eine Situation, die sich nach Einschätzung des Kartellamts zum Zeitpunkt der Analyse noch verschärfen sollte! Autofahrer berichten, dass sie über ihre Tank-App eine Tankstelle mit einem niedrigen Preis gefunden haben – nur um dann allzu oft festzustellen, dass der Preis bei ihrer Ankunft wieder gestiegen ist, was zu großer Frustration und unnötigen Kilometern auf der Suche nach günstigem Sprit führt. Eine Situation, die so nicht mehr lange hingenommen werden kann.
In einer Initiative fordern jetzt mehrere Bundesländer, dass Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen künftig nur noch einmal täglich erhöht werden dürfen. Mit diesem Vorschlag reagieren die Politiker nicht nur auf die stetige Preisspirale an den Zapfsäulen, sondern auch auf den wachsenden Frust der Autofahrer, die hinter den oft plötzlichen Preissprüngen Kalkül vermuten. Was steckt hinter der Idee, welche Chancen, Risiken und Herausforderungen bringt sie mit sich und wie könnten Verbraucher profitieren?
Gerade im Jahr 2025 haben die Tankstellenpreise weiterhin stark geschwankt. Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamtes dokumentierte zuletzt Preisunterschiede von mehr als 20 Cent pro Liter zwischen verschiedenen Regionen, teils auch innerhalb eines Tages. Nach Einschätzung der Behörde ändern sich die Preise in Städten oft deutlich häufiger als auf dem Land. Für viele Verbraucher wirkt das wie Willkür – und die Zweifel an einem fairen Wettbewerb wachsen.
Besonders ärgerlich ist: Wer morgens zur Arbeit fährt, zahlt im Schnitt deutlich mehr pro Liter als am Abend. Laut ADAC bewegt sich die Preisdifferenz zwischen morgendlicher und abendlicher Tankzeit teilweise bei über 12 Cent pro Liter, mit den höchsten Preisen meist morgens und den günstigeren Tarifen zwischen 19 und 22 Uhr. Für Berufspendlerinnen und -pendler summieren sich diese Unterschiede auf hunderte Euro im Jahr – ein Problem, das der jüngste Vorstoß der Länder explizit anspricht.
Kern des Konzepts: Benzin- und Dieselpreise dürfen an jeder Tankstelle pro Tag maximal einmal erhöht werden. Preissenkungen wären weiterhin mehrfach täglich möglich, um Wettbewerb und Preisanreize für die Kunden zu bewahren. Ein solches Modell würde zwar mit dem Prinzip dynamischer Preisgestaltung brechen, könnte Preisspitzen aber kappen und die Kalkulierbarkeit für Autofahrer verbessern.
Ziel der Spritpreisregulierung ist es, den Wettbewerb fairer zu gestalten, Manipulationen zu erschweren und den Einfluss der großen Mineralölkonzerne einzuschränken. Schon heute gibt es deutliche Preisunterschiede nicht nur zwischen Regionen, sondern auch zwischen einzelnen Stunde am Tag, was unter anderem den Preisvergleich erschwert und zu Unmut führt.
Verbraucherschützer begrüßen daher den Ansatz. Die Mehrzahl der Autofahrer erwartet von der Politik, die Spritkosten zu senken und den Preisdschungel transparenter zu machen. Unternehmen der Automobilindustrie stehen dem Vorschlag oft skeptisch gegenüber: Sie argumentieren, dynamische Preisbildung stärke den Wettbewerb und könne langfristig sogar zu günstigeren Preisen führen.
Die Preise an der Zapfsäule hängen in Deutschland nicht nur von Tankstellenwettbewerb und dem Ölmarkt ab, sondern auch maßgeblich von der staatlichen Energiepolitik. Rund 50 Prozent des Verkaufspreises pro Liter entfallen auf Steuern und Abgaben, darunter Mehrwertsteuer, Energiesteuer und die sogenannte Erdölbevorratungsabgabe. Der Bundeskartellamt-Vierteljahresbericht zeigt: Zwischen Ländern gibt es Preisunterschiede von durchschnittlich etwa 5 Cent pro Liter; auf regionaler Ebene sogar mehr als 20 Cent.
Neben der Steuerlast beeinflussen weltweite Rohölpreise die Kraftstoffpreise in Deutschland unmittelbar. Mit jedem Anstieg am internationalen Ölmarkt – auch beeinflusst durch geopolitische Spannungen oder OPEC-Entscheidungen – steigen die Kosten weiter. Im Verlauf der vergangenen Jahre war dies immer wieder spürbar, etwa als die Preise während der Preisspitzen im März 2022 zeitweise über 2,15 Euro pro Liter erreichten..
Für Verbraucher, die auf das Auto angewiesen sind, bleibt der Benzinpreisvergleich heutzutage unerlässlich. Trotz allem können die Unterschiede zwischen einzelnen Tankstellen im selben Ort oder sogar entlang einer Straße erheblich sein. Digitale Tools und Apps helfen, die günstigste Option zu finden und so Spritkosten zu senken.
Andere europäische Länder zeigen, wie Eingriffe in die Preisfindung funktionieren – aber auch, wo deren Grenzen liegen. In Österreich etwa ist es bereits seit mehreren Jahren verboten, den Spritpreis öfter als einmal täglich (nach 12 Uhr) zu erhöhen, Preissenkungen hingegen sind jederzeit möglich. Erfahrungsberichte aus Österreich zeigen: Verbraucher schätzen die Transparenz. Allerdings umgehen einige Tankstellen die Regelung, indem sie morgens einen besonders hohen Preis ansetzen, um den späteren Tagesverlauf auszugleichen.
In Frankreich gab es temporäre staatliche Subventionen für Kraftstoffpreise, die jedoch den Druck auf Staatsfinanzen erhöhten. Ein für Deutschland diskutiertes Modell orientiert sich überwiegend an preislichen Obergrenzen und an täglichen Anpassungsfenstern. Langfristig steht vor allem die Frage nach der Wirksamkeit für den Verbraucherschutz und die Effekte auf die Tankstellenbetreiber im Raum.
Viele Autofahrende berichten aus eigener Erfahrung: Es reicht, 5 Minuten „falsch“ zu tanken, um bis zu 10 Euro mehr pro Tankfüllung zu zahlen. Noch gravierender ist das bei weiten Strecken, etwa auf Urlaubsfahrten über Land, wo teils ländliche Regionen mit notorisch höheren Dieselpreisen oder Super-E5-Preisen auffallen.
Zeitpunkt | Ø Preis Super E10 (€/l) | Ø Preis Diesel (€/l) |
---|---|---|
07:00 (morgens) | 1,73 | 1,61 |
19:00–20:00 (abends) | 1,67 | 1,59 |
Quelle: ADAC
Die Tabelle zeigt die durchschnittlichen Preisunterschiede im Tagesverlauf für Super E10 und Diesel im Oktober 2025. Wie Erfahrungsberichte bestätigen, kann allein die Wahl des Tankzeitpunktes mehrere Cent pro Liter ersparen.
Unabhängig von der aktuellen Verkehrspolitik und laufenden politischen Initiativen können Sie als Verbraucher selbst aktiv werden, um Spritkosten zu senken:
Die politische Debatte um eine Spritpreisregulierung steht am Anfang. Für den Gesetzgeber ist die Balance zwischen Verbraucherschutz, Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit schwierig: Während Verbraucher vor allem Entlastung fordern, warnt die Mineralölwirtschaft vor zu viel Regulierung und Wettbewerbsverzerrung.
Das Bundeskartellamt behält die Entwicklung weiterhin im Blick. Eine Preisregulierung könnte zwar kurzfristig den Preisdschungel ein Stück weit lichten, birgt aber mittelfristig auch das Risiko, dass Tankstellen künftige Preiserhöhungen schon zum Tagesbeginn einkalkulieren. Für einen echten Effekt auf Kraftstoffpreise und Verbraucherwohl ist daher eine klug ausbalancierte Lösung notwendig, die flexibel auf Marktbedingungen und internationale Entwicklungen am Ölmarkt reagiert.
Überraschenderweise wird diese Maßnahme von den Tankstellen selbst stark befürwortet. Wie Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbandes, gegenüber der Rheinischen Post erklärt, sind die Tankstellenbetreiber selbst häufig überrascht von den „ad hoc” Preiserhöhungen, die durch die Preispolitik der Mineralölkonzerne verursacht werden. Außerdem müssen sich Tankstellenmitarbeiter oft mit Beschwerden von Autofahrern auseinandersetzen, die Opfer plötzlicher Preiserhöhungen geworden sind. Darüber hinaus verursachen die mehrfachen Preisänderungen pro Tag einen hohen bürokratischen Aufwand, da die Details jeder Änderung weitergeleitet werden müssen, um in die veröffentlichten Preisdaten aufgenommen zu werden.
Wie die Rheinische Post schreibt, wird erwartet, dass der Vorstoß bei der nächsten Sitzung des Bundesrats am 17. Oktober in die Ausschüsse überwiesen wird. Wie ein Insider mitteilte, stehen die Chancen für einen Beschluss gut, da solche Verbraucherthemen „bei den Ländern immer besondere Aufmerksamkeit finden“. Für viele Autofahrer käme ein Verbot mehrfacher Preiserhöhungen pro Tag einer wirklichen Entlastung gleich. Es könnte Vertrauen schaffen und dafür sorgen, dass der tägliche Benzinpreisvergleich einfacher und planbarer wird. Ob die Regulierung tatsächlich einen nachhaltig positiven Effekt auf die Kraftstoffpreise haben wird, bleibt jedoch abzuwarten.