Der Acht-Stunden-Tag steht vor dem Aus. Stattdessen arbeitet man künftig bis zu 13 Stunden täglich, zudem gibt es 40 Prozent mehr Lohn für alle, die Überstunden machen – so will es ein neuer Gesetzentwurf in Griechenland, der im September vorgestellt wird.
Die griechische Regierung will die Arbeitszeiten flexibilisieren. Nachdem vergangenes Jahr bereits eine Sechs-Tage-Woche ermöglicht wurde, soll jetzt der 13-Stunden-Tag umgesetzt werden. Arbeitsministerin Niki Kerameus erinnert daran, dass allein in der Tourismusbranche rund 80.000 Stellen unbesetzt seien. „Erstens ist es eine Möglichkeit, keine Verpflichtung. Zweitens muss der Mitarbeiter zustimmen. Drittens brauchen Sie so als Angestellter keinen zweiten Job“, sagt Kerameus.
40-Stunden-Woche soll Norm bleiben
Zwei Jobs oder mehr sind tatsächlich die Realität für viele griechische Bürger, da sie mit einem Gehalt nicht auskommen. Die neue Regelung soll aber nicht dazu führen, dass alle beliebig oft 13-Stunden-Schichten schieben müssen, wie die Ministerin betont. Laut Gesetzentwurf ist das höchstens an 37 Tagen jährlich gestattet, die 40-Stunden-Woche soll die Norm bleiben.
Gewerkschaft ist verärgert
Überstunden könnten in Zukunft aber deutlich lukrativer werden, so Arbeitsministerin Niki Kerameus: „Das bedeutet 40 Prozent mehr Lohn pro Überstunde.“ Der Gewerkschafter Christos Goulas bezweifelt die Produktivität von 13-Stunden-Tagen und zeigt sich verärgert, weil die Regierung die Gewerkschaften nicht einbezogen hat.
„Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, der Digitalisierung sollten wir über die Optimierung der Arbeitsqualität sprechen. Stattdessen kehren wir beharrlich und fälschlicherweise zum traditionellen Modell der langen Arbeitszeiten zurück“, so Goulas.
Gesetzesentwurf geht wahrscheinlich durch
Die Arbeitsministerin hält dagegen, dass so die Rechte der Arbeitnehmer gestärkt würden und es weniger Schwarzarbeit geben werde. Bei Durchwinken des Gesetzentwurfes wäre Griechenland das erste EU-Land, in dem ein 13-Stunden-Tag möglich ist. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, da die Regierung die Mehrheit im Parlament stellt.
Kommentare anzeigen
Wer die Arbeits- und Steuerzahlermoral der Griechen schon mal live miterlebt hat, kann bei solchen Aussagen nur herzhaft lachen.