EU schafft Gehaltsgeheimnis ab: Was das für Bürger konkret bedeutet

Sämtliche Gehälter aller Bürger völlig transparent kommuniziert – ein Horror für die einen, ein Vorteil für andere. Ab Juni 2026 dürfen Sie offen über Ihr Gehalt sprechen, sofern Sie das aktuell nicht dürfen. Die EU verabschiedet eine Lohntransparenzrichtlinie.

Über Geld spricht man nicht – vor allem in Deutschland. Ab dem Jahr 2026 muss allerdings EU-Lohntransparenzrichtlinie (Richtlinie (EU) 2023/970) umgesetzt werden, die Arbeitgeber verpflichtet, ihre Strukturen in Bezug auf das Gehalt offenzulegen. Konkret bedeutet das dann, Gehälter transparent zu gestalten und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu unterbinden.

Gehaltsgeheimnis fällt
Auch das Ende des sogenannten Gehaltsgeheimnisses ist mit der Umsetzung der Richtlinie besiegelt. Es darf Beschäftigten somit nicht mehr verboten werden, offen über ihren Lohn zu reden. Nachteile dürfen ihnen daraus nicht mehr entstehen. Entsprechende Klauseln in Arbeitsverträgen oder interne Regelungen dazu sind dann illegal. In Deutschland ist es derzeit noch relativ verbreitet, Mitarbeitende zur Verschwiegenheit über ihr Gehalt zu verpflichten.

Zudem kommen weitere signifikante Änderungen auf uns zu. So werden Unternehmen etwa auch dazu verpflichtet, Bewerber im Einstellungsprozess Informationen über das vorgesehene Gehaltsniveau zu geben. Fragen nach dem bisherigen Einkommen sind in Zukunft tabu. Beschäftigte bekommen allerdings das Recht auf Auskunft darüber, wie ihr eigenes Gehalt im Vergleich zu anderen Beschäftigten in gleicher oder gleichwertiger Position ausfällt.

Deutsches Recht wird überarbeitet
Um die EU-Lohntransparenzrichtlinie umsetzen zu können, soll das bisherige Entgelttransparenzgesetz überarbeitet oder durch ein neues Gesetz ersetzt werden. Die deutschen Bürger dürften sich über die Neuerungen freuen. Denn laut dem aktuellen Gehaltsreport 2026 von Michael Page empfinden 58 Prozent das Thema Gehalt bisher als zu intransparent.

Richtlinie bringt Hoffnung mit sich
Es bleibt die Hoffnung, dass die neue Regelung nicht nur die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern verringern, sondern auch die Unternehmenskultur nachhaltig verändern könnte. Viele Arbeitnehmer geben an, dass mangelnde Transparenz ein Grund für Jobwechsel ist.

Mehraufwand für Firmen
Unternehmen dürften von der Richtlinie weniger begeistert sein, bedeutet sie doch einen deutlichen Mehraufwand. Vor allem kleine und mittlere Firmen müssen nachrüsten und regelmäßig Berichte über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede erstellen. Lohnlücken von mehr als fünf Prozent, die nicht objektiv gerechtfertigt sind, müssen korrigiert werden.

Kommentare anzeigen

  • Ich darf also zukünftig über mein Gehalt reden!
    Und wo ist nun der große Aufreger?

  • Wer gegen Transparenz ist, hat 'was zu verbergen.
    Ausnahme: Sicherheitsgeheimnisse gegenüber äußeren und inneren (Demokratie-)Feinden.

  • Was soll das? Löhne werden zwischen AG und AN verhandelt und nicht auf dem Jahrmarkt. Welchen Lohn AG und AN verhandelt haben, geht grundsätzlich keinen Dritten was an, außer im Öffentlichen Dienst, weil das der Steuerzahler ja letztlich zahlt.
    Zudem wird hier wieder ein weiteres Bürokratiemonster geschaffen, obwohl der Bürokratieabbau von ALLEN, auch den Politikern und unserer Regierung sehr, sehr hoch priorisiert wird. Was soll dieser Unfug?
    Mit freundlichen Grüßen
    Alois Lehnen

  • Genau das habe ich auch gedacht : noch mehr Bürokratie und das in einem erheblichen Ausmaß!
    Dieses EU-Monster baut immer mehr , statt weniger Bürokratie auf ! Man könnte das Geld auch wesentlich sinnvoller einsetzen!

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Martin Beier