Deutscher Zivilschutz in allerhöchster Alarmbereitschaft

Die Drohungen aus Russland häufen sich und jetzt rechnet der deutsche Zivilschutz damit, dass es innerhalb der nächsten vier Jahre möglicherweise zu einem Angriff kommen könnte. Aus diesem Grund müssen die Bundesbürger mit ausreichendem Schutz versorgt werden. Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), sieht allerdings keine Möglichkeit, in diesem kurzen Zeitraum ausreichend Bunker in ganz Deutschland bauen zu lassen, um die Bevölkerung zu schützen. Stattdessen ist das BBK mit alternativen Lösungen aufgekommen, die ab sofort in die Tat umgesetzt werden. 

Rüstungsausgaben beeinträchtigen Zivilschutz 

Die Verteidigung Deutschlands und die Ausstattung der Bundeswehr werden das deutsche Staatsbudget im Laufe der nächsten Jahre schwer belasten, und um Millionen Bunker im ganzen Land zu bauen, fehlt ganz einfach das Geld. Deshalb hat das BBK entschlossen, bereits vorhandene Bauwerke für den sachgemäßen Schutz der Bürger zurechtzulegen. In den kommenden Monaten und Jahren sollen deshalb Tunnel, U-Bahnhöfe, Tiefgaragen und Keller in öffentlichen Gebäuden mit Schutzräumen ausgestattet werden, die im Kriegs- und Katastrophenfall der Nachbarschaft einen sicheren Unterschlupf bieten können. Damit sollen vorerst wenigstens eine Million Schutzplätze erschaffen werden. „Lange war in Deutschland der Glaube weit verbreitet, dass Krieg kein Szenario ist, auf das wir uns vorbereiten müssen“, sagte Tiesler in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. „Das hat sich geändert. Uns treibt das Risiko eines großen Angriffskriegs in Europa um.“

Haushalte ergreifen eigene Maßnahmen 

Auch wenn der Umbau weniger kostet als der Neubau von Bunkern, beläuft sich das Vorhaben des BBK auf mindestens zehn Milliarden Euro in vier Jahren. Über die nächsten zehn Jahre könnten sich die Kosten auf rund 30 Milliarden erhöhen. Dabei ist mit Maßnahmen des Zivilschutzes nicht einmal der Bedarf für die gesamte Bevölkerung gedeckt. Derzeit existieren im öffentlichen Raum nur 579 Schutzräume mit 478.000 Schutzplätzen. Aus diesem Grund haben viele deutsche Haushalte es für notwendig angesehen, sich selbst mit Bunkern zu versorgen. In Deutschland ist im Augenblick ein regelrechter Nachfrageboom entstanden, bei dem spezialisierte Firmen entweder bereits vorhandene Bunker in privater Hand umbauen und neu ausstatten oder Keller in Ein- oder Mehrfamilienhäusern in Schutzräume umwandeln, die einem Angriff standhalten könnten. Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) geht sogar so weit, die Bevölkerung in seinem Bundesland dazu aufzufordern, einen Beitrag zur Krisenfähigkeit zu leisten und „zum Beispiel einen zweckmäßigen Vorrat an Lebensmitteln und Getränken, eine Taschenlampe, Batterien und ein batteriebetriebenes Radio vorhalten“.