

Der deutsche Einzelhandel befindet sich im Augenblick in turbulenten Zeiten, und viele Ketten überprüfen die Wirtschaftlichkeit ihrer einzelnen Märkte. Jetzt gab der Schweizer Lebensmittelgigant Genossenschaft Migros Zürich (GMZ) bekannt, dass man in einem Sanierungsprojekt für den Konzern den Entschluss gefasst hat, rund 50 Filialen in Deutschland loszuwerden. Betroffen sind die Supermärkte des Einzelhändlers Tegut, der insbesondere in Süddeutschland und Hessen weit verbreitet ist. Tegut ist die deutsche Tochtergesellschaft von GMZ und wird vollständig von den Schweizern kontrolliert.
Profit-Zwang
Nach Angaben von GMZ hat die deutsche Tochtergesellschaft, die 1947 gegründet wurde und erst seit 2013 Bestandteil des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns ist, bisher nur rote Zahlen geschrieben. Um das Ziel, wenigstens einen kleinen Profit zu machen, bis zum Ende des nächsten Jahres zu erfüllen, muss die Kette rund 50 Filialen loswerden. Dabei erhoffen sich die Schweizer, dass die Konkurrenz die Gelegenheit wahrnehmen wird und sich die zum Verkauf stehenden Geschäfte aneignet.
Hessisches Kerngeschäft
GMZ hat bisher noch keine Auskünfte darüber gegeben, welche Tegut-Filialen von der Schließung oder dem Verkauf betroffen sein werden. Tegut hat im Augenblick mehr als 300 Läden in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Baden-Württemberg, die von ungefähr 8.400 Mitarbeitern betrieben werden. Der Hauptsitz der deutschen Tochtergesellschaft ist in Fulda, wobei sich das Kerngeschäft des Einzelhändlers im Rhein-Main-Gebiet befindet.
Probleme mit Corona
„Ein Problem bei Tegut in den letzten drei Jahren war, dass die Zuwächse in der Corona-Zeit falsche Erwartungen für die Zeit danach geweckt haben“, sagte Patrik Pörtig, Chef der Migros Zürich, über die Sparmaßnahmen im Gespräch mit der Neuen Züricher Zeitung (NZZ), . „Nun sind wir in einer neuen Realität, und die ist bei Tegut besonders hart.“ Der Preiskampf unter den Supermärkten und Discountern sei in Deutschland besonders intensiv, und die ständige Verteuerung der Lebensmittel durch die Inflation verschärfe die Lage weiterhin. Der Verkauf oder die Schließung der Filialen sei die letzte Chance für den deutschen Discounter, bevor man den schwerwiegenden Entschluss treffen müsse, die Kette gänzlich niederzulegen.