Am Karfreitag, dem 10. April 2020, präsentierte das Bachfest Leipzig eine außergewöhnliche Aufführung von Bachs Johannes-Passion in der historischen Thomaskirche Leipzig. Diese besondere Inszenierung entstand als kreative Antwort auf die globale Pandemie: Der isländische Tenor Benedikt Kristjánsson erzählte die Passionsgeschichte allein – er übernahm sämtliche Rollen und leitete gleichzeitig einen virtuellen Chor.
Für die instrumentale Begleitung sorgten Elina Albach am Cembalo und Philipp Lamprecht an der Perkussion.
Das Publikum war eingeladen, bei den Chorälen mitzusingen – gemeinsam mit fünf Sängerinnen und Sängern in der Kirche sowie zahlreichen Chören, die per Video zugeschaltet waren.
Wer diese eindrucksvolle Interpretation von Bachs Meisterwerk erleben möchte, kann die Aufführung hier in voller Länge ansehen:
Das Programmheft mit den Chorälen (Noten und Texten auf Deutsch und Englisch) zum Mitsingen finden Sie hier.
Die minimalistische Gestaltung in Kombination mit der sakralen Atmosphäre der Thomaskirche verlieh der Aufführung eine tiefe emotionale Wirkung – insbesondere im ergreifenden Schluss der Passion. Das Konzert steht weiterhin online zur Verfügung – inklusive Programm zum Mitsingen.
Seit 170 Jahren gehört es zur festen Leipziger Tradition, am Karfreitag in der Thomaskirche eine der beiden großen Passionen von Johann Sebastian Bach aufzuführen. Im Jahr 2020 stand diese lange Reihe erstmals auf der Kippe: Die Corona-Pandemie sorgte deutschlandweit für die Absage fast aller Passionsaufführungen. Doch das Bach-Archiv Leipzig hielt an der Tradition fest und verwandelte die Krise in eine Chance für Kreativität und neue Formen der Musikvermittlung.
„Landauf, landab sind die Passionsaufführungen abgesagt, und damit drohte auch jetzt hier in Leipzig eine inzwischen 170 Jahre alte Tradition das erste Mal ins Stocken zu kommen.“ So beschrieb Michael Maul, Intendant des Bachfestes Leipzig, die Lage vor Karfreitag 2020.
Doch diese Inszenierung ist ein berührendes Zeugnis für die Kreativität und Widerstandskraft von Künstlerinnen und Künstlern in schwierigen Zeiten – und zeigt, wie Musik auch in Momenten der Krise Trost und Hoffnung spenden kann.